Jahr: 2018
Projektart: Teilnahme am geladenen Ideenwettbewerb für ein selbsterklärendes Erlebniskonzept am IBA-Studierhaus
Leistungen: Planung, grafische Gestaltung
Das Industriedenkmal „Biotürme Lauchhammer“ ist eine weltweit einmalige Baulichkeit, die dem Betrachter Rätsel aufgibt. Ihre Vergangenheit ist der industriellen Blütezeit der Lausitz zuzuschreiben. Auf Grundlage der Besucherstatistik zeigte sich jedoch ein generelles Desinteresse. Nach zehn Jahren touristischer Nutzung sind Nachfragedefizite zu konstatieren. Die damit einhergehende monetäre Wertschöpfung ist dementsprechend zu gering, um den finanziellen Aufwand des Erhalts und der Pflege des Ensembles leisten zu können. Die breite Masse wird nicht erreicht, auch weil das aktuelle, touristische Angebot bzw. dessen technisches Narrativ, nur für Fachpublikum, Nostalgiker und (ehemalige) Bergleute von Interesse ist.
Der Entwurf diskutiert öffentlich zwei Fragestellungen, deren Beantwortung schmerzlich ist: Haben die Biotürme einen gesellschaftlichen Wert? Und wenn ja: ist dieser so hoch, als dass sich ein Erhalt durch die Gemeinschaft rechtfertigt?
Wir haben es mit einem gordischen Knoten zu tun, den wir wie folgt zu lösen gedenken: Wir nutzen das aktuell nicht beachtete Narrativ des Scheiterns, der Vergänglichkeit, des Verlusts und setzen ebendieses in Szene. Warum sollte es eine Schande sein, wenn auch immense Anstrengungen nicht zum Erfolg geführt haben? Die Metaebene bezieht sich sowohl auf die Vor- als auch auf die Nachwendezeit. Die Biotürme sind i. d. S. ein Mahnmal für die missglückte Transformation (der Wirtschaft) einer Nation. Sie sind eine Narbe des (ersten) Strukturwandels in der Lausitz. Sie sind die Landmarke des Verfalls und des Verlustes. Das ist ihr inhaltlicher Wert – die Emotion der Trauer.
Mit dem vorgeschlagenen Konzept wird durch den sukzessiven Verfall der Finger in die Wunde gelegt, und zugleich aufgezeigt, was offensichtlich ist: Das was passiert, wenn etwas Vergängliches unweigerlich vergeht. Die Lausitz war zu lange eine Nehmerregion. Es wird Zeit etwas zu geben, und zwar eine trotzige Antwort: „Scheitern ist keine Schande“.