Convention Center – Nutzungsstudie für innerstädtische Kongresszentren, USA

Jahr: 2015

Projektart: Ideensammlung, Visualisierung

Auftraggeber: Prof. Dr. (PhD) Johannes Novy

Leistungen: Studie, Denkfabrik, grafische Gestaltung

1998 gab es in US-amerikanischen Städten rund 400 Messe- und Kongresszentren, von denen 70% nach 1970 gebaut wurden. Bei rund 280 amerikanischen Städten über 100.000 Einwohnern entspricht das theoretisch fast 1,5 Zentren pro Stadt. Diese befinden sich meist im innerstädtischen Bereich und sind als monofunktionale und städtebaulich dominante Strukturen zu charakterisieren.

Mit dem Boom von Kongress- und Messezentren geht ein wachsender Städtetourismus einher. Dieser Aufschwung brachte und bringt jedoch auch eine Reihe von Nachteilen, vor allem für die Bewohner, mit sich. Neben steigenden Lebenshaltungskosten, der Homogenisierung des Einzelhandels und der Überfüllung von Innenstädten, sind dies ein erhöhter Entwicklungsdruck und Nutzungskonflikte, die Segregation und Gentrifizierung der Bevölkerung sowie die Kommerzialisierung des öffentlichen Raums. Michael Sorkin arbeitete an dieser Transformation von Städten zu ‚Freizeitparks‘ vor allem die Gefahr des Verlusts von Identität und Urbanität heraus. Der steigende Einfluss von Tourismus als Motor städtischer Entwicklung (‚Touristification‘), führt zu einem Nutzungskonflikt städtischer Ressourcen zwischen Touristen und Bewohnern. Dem inhärent ist eine Gerechtigkeitsdebatte über Kosten des Tourismus und wer in persona davon profitiert.

Es muss eine Strategie gefunden werden, die nachhaltig gewährleistet, dass städtische Entwicklung sowohl den Bedürfnissen der Bewohner als auch denen der Touristen Rechnung trägt. Da die großflächigen Kongresszentren eine hohe Leerlaufzeit im Jahr aufweisen, war das Hauptaugenmerk dieser Studie Zwischennutzungsmöglichkeiten aufzuzeigen, die den Bauwerken öffentliche bzw. gemeinschaftliche Nutzungen zuführen.

So zeigen sich im Außenbereich Aufbauten, die dem abstrusen Klotz ästhetisch eine neue Kubatur zukommen lassen, ihn aufbrechen und in einen menschlichen Maßstab rücken. Das Center erhält und produziert einen städtischen Kontext und bekommt Referenzen an die Prinzipen Jane Jacobs‘, wie Öffnungen zur Straße, einer Aufwertung des öffentlichen Raums oder der Begünstigung urbanen Lebens auf den Straßen. Im Innenbereich gibt es Möglichkeiten in den Monolithen Zwischennutzung unterzubringen, die eine funktionale Aufwertung darstellen. Durch die großzügigen Raumzuschnitte lassen sich auch flächenintensive Nutzungen temporär umsetzen, wie bspw. Kinos, Sportveranstaltungen oder Ausstellungen, die an anderer Stelle in der Stadt keinen adäquaten Platz finden. Das Kongresszentrum wird vom unmenschlichen Monolithen zum sozialen Treffpunkt.