Nizhny Novgorod – Fassadenwettbewerb, Russland

Jahr: 2015

Projektart: Wettbewerb für LLC „Zhilstroy – NN“

Leistungen: Analyse, Studie, Denkfabrik, grafische Gestaltung

сто домов зто еще не город! (rus: Hundert Häuser machen keine Stadt!)

Das neu entstandene Areal ‚Yug‘ im Süden Nizhny Novgorods ist baulich durch 10 bis 18 geschossige Wohnhochhäuser charakterisiert. Im Norden schließt ein Industriegebiet sowie ein suburbanes Einfamilienhausgebiet im Süden an. Direkt am Flussufer gelegen, versucht die Shopping Mall ‚Port Arthur‘ soziale und gewerbliche Nutzungen in diesem monofunktionalen Gebiet zu implementieren.

Unserer Auffassung nach entstand kein Wohngebiet mit urbanen Qualitäten. Viel mehr ist eine Schlafstadt entstanden, die für die Arbeiter der nahe gelegenen, industriellen Betriebe Unterkünfte bereitstellt. In unseren Augen kann das bloße Anmalen der Wohnzeilen, wie umliegend bereits geschehen, nicht die Lösung sein soziale Kohäsion und die Identifikation der Bewohner mit ihrer gebauten Umwelt zu stärken.

Unser Entwurf nährt sich dieser Zielsetzung auf verschiedenen Wegen. Zunächst verstehen wir die drei Gebäude als bauliche Einheit, welche auch visuell zusammenhängen sollte. Auf diesem Wege wollen wir auf der einen Seite als Architekten den gebauten Raum in seiner Gestaltung besonders im Hinblick auf die ästhetische Ausformulierung hin kritisieren. Auf der anderen Seite nehmen wir als Urbanisten die Aufgabenstellung als spannendes Arbeitsfeld wahr: Der Zwischenraum gewinnt Überhand.

Darüber hinaus zielt unser Entwurf auf die soziale Dimension, indem er die Identifikation der Bewohner durch das gewählte Motiv unterstreicht. Das russische Sprichwort ‚Не красна изба углами, а красна пирогами‘ (Die Wände machen das Haus nicht zum Haus, sondern die Piroggen) repräsentiert in seiner Bedeutung, dass nicht das äußere Erscheinungsbild, sei es Pracht oder Makel, das Haus zum ‚zu Hause‘ macht, sondern die Menschen, die in ihm wohnen; mit ihrer Kultur, Bräuchen und Traditionen und nicht zuletzt ihrer Gastfreundschaft.

Darum sagen wir:

сто домов зто еще не город! И: Не красна изба углами, а красна пирогами!

(Hundert Häuser machen keine Stadt! Und: Die Wände machen das Haus nicht zum Haus, sondern die Piroggen)