Re:think, Re:use, Re:sources – Sungang – Qingshuihe, Shenzen, China

Jahr: 2014-2015

Projektart: Wettbewerbsbeitrag für den Global Schindler Award 2015, Masterarbeit für die BTU Cottbus

Leistungen: Planung, Analyse, Denkfabrik, grafische Gestaltung

Die rasante Entwicklung des Perlfluss-Deltas ist resümierend eine Transformation ohne Maßstab. Beeinflusst von Sonderwirtschaftszonen, die in den 1980‘ern eingerichtet wurden, hat sich die Stadt Shenzhen, nördlich von Hong Kong, mit ihren Stadtteilen Sungang und Qingshuihe innerhalb von 30 Jahren von einem Fischerdorf zu einer Millionenstadt entwickelt, mit allen wirtschaftlichen Vor- und ökologischen sowie sozialen Nachteilen.

Die Vision besteht aus fünf aufeinander aufbauenden Bestandteilen: die Gebietsanalyse, welche den regionalen und lokalen Maßstab umfasst; Rahmenbedingungen, in denen spezifische, nationalstaatliche Sachverhalte dargestellt, prognostiziert und thematisch geclustert sind; ein Leitbild, welches als übergeordnete Vorgabe für die Ziele dient und schlussendlich Handlungsfelder, denen (Schlüssel)Projekte zugeordnet sind, was die Vision auf die kleinräumliche, bauliche Ebene projiziert und städtebauliche Entwürfe sowie stadtplanerische Maßnahmen umfasst.

‚The city is a resource‘ als Leitbild versteht die Verknüpfung und Erschließung gegebener Ressourcen, um verborgene Potentiale und Qualitäten zu nutzen. Es ist notwendig Möglichkeiten in sinnvollem Umgang mit bestehenden Gegebenheiten zu entwickeln, da die besonders in wirtschaftlich prosperierenden Ländern forcierte Strategie kurzlebiger Strukturen keine annehmbare Lösung ist. Der Ansatz einer langfristig wirksamen und nachhaltig angelegten Entwicklung städtischer Strukturen basiert auf Transformation und Anpassung an neue Rahmenbedingungen, jedoch unter Berücksichtigung des bisher durchlaufenen Wandels, kurz: RE:think! RE:use! RE:sources!

Aufgrund Sungang-Qingshuihes spezifischer Gegebenheiten typologischer, soziokultureller, ökologischer und funktioneller Art, sind individuell angepasste Lösungen erforderlich. In der Kombination kleinräumlicher Konkretisierungen und ihrer Einbettung in eine Gesamtvision zeigt sich die langfristige Denk- und integrierte Handlungsweise der Arbeit, welche darauf bedacht ist unterschiedliche Themen und Ebenen miteinander zu verbinden. Bei der Übertragung dieser Ideen auf den konkreten Raum im Masterplan zeigen sich Schwerpunktbereiche als Schlüsselprojekte sowie Projekte, durch die das künftige Bild komplettiert wird.

Die Geschwindigkeit der Entwicklung zu begreifen und durch einen Masterplan zu steuern ist nicht der Ansatzpunkt. Was heute geplant wird, ist morgen obsolet. Daher entwickelten wir einen perspektivisch inkrementalistischen Prozess, der es erlaubt kontinuierliche Anpassungen vorzunehmen ohne ein entwicklungsspezifisches Gesamtziel außer Acht zu lassen. Die Dynamik wird in gerichtete Bahnen gelenkt, aber Spielraum für das Unvorhersehbare gewährt. Grundsätzlich muss dem räumlichen Raubbau Einhalt geboten werden, in der der Mensch seine Umwelt unwiderruflich zerstört. Die Urbanisation zu Zeiten der Industrialisierung in Europa kann als Referenz herangezogen werden, um Wiederholungsfehler zu vermeiden. Dies hat in Europa viel Zeit in Anspruch genommen – Zeit, die Ländern wie China nicht gegeben ist.

Als Ideenwettbewerbsbeitrag war es möglich das Denkbare auszuloten und das Bild einer Zukunft zu kreieren, welches bestehende Denkmuster durchbricht. Wir sehen den Begriff der Vision als Konstrukt des Kommenden, fußend auf dem Status Quo. Eine utopische Komponente ist damit inhärent. Unser Verständnis für Stadtplanung/Städtebau/Urban Design/Urbanismus fußt auf dem Grundsatz unsere Arbeit als integrativen, interdisziplinären und perspektivisch inkrementalistischen, aber auch kreativen, kommunikativen, erfüllenden und gleichwertigen Prozess zwischen Partnern zu verstehen – in diesem Sinne: RE:think RE:use RE:sources!